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Meine drei Jahre als Bundesvorsitzender der Jungen Unternehmer

Unternehmertum in Deutschland- das ist politisch und gesellschaftlich gesehen- ein stiefmütterlich behandeltes Thema. Deswegen habe ich bereits meine Dissertation rund um das Thema geschrieben. Bis heute liegt mir daran, dieses Thema in einem Land, dass immer mehr umverteilt und immer weniger „produziert“, zu platzieren. In politischen Kreisen wird die wirtschaftliche und letztlich auch gesellschaftliche Relevanz bis heute nicht deutlich. Das ist ein Problem.

Engagement wofür man brennt

Soziales Engagement ist wichtig. Jeder sollte sich, auf seinen Talenten und Fähigkeiten fussend, ein ehrenamtliches Engagement suchen, welches ihm nicht die eigene Energie raubt, sondern für einen positiven Zufluss sorgt.

Als ich 2010 in Köln das Unternehmen App-Arena gegründet habe, war für mich war klar, dass ich mich engagieren muss. Wirtschaftsjunioren, Wirtschaftsrat, Jugendorganisation der demokratischen Parteien. Das waren meine Anlaufstellen. Hänge geblieben bin ich (als Gründer) beim Verband der Familienunternehmer und der Jugendorganisation „Die jungen Unternehmer“. Hier konnte ich mich auf hohem Anspruchslevel mit Gleichgesinnten interdisziplinär austauschen. Von erfahrenen Unternehmern lernen, meine Persönlichkeit und meine Unternehmerkompetenzen besser ausbilden- das ging hier optimal. Zudem lernte ich wie Verbände ticken und wie politische Arbeit funktioniert.

Meine Kandidatur zum Bundesvorsitzenden der Jungen Unternehmer

Nach einer Station als Regionalkreisvorsitzender in Köln, habe ich mich dann 2015 entschieden, für den Bundesvorsitz zu kandidieren- obwohl es bereits 2 Kandidaten gab (Eine vierte Kandidatin kam nach mir dazu). Der Verband konnte einen Gründer gebrauchen und die Aussage, dass Nachfolger einfach mehr Zeit haben, war für mich damals völlig inakzeptabel.

Wir haben den Wahlkampf gewonnen, weil mein Team und ich den Job am meisten wollten. Wettbewerb war schon immer ein sehr wichtiger Antrieb und Wert für mich. Und so hat sich schnell herausgestellt, dass wir nur im Team gewinnen können. Wir haben es geschafft, aus 5 Leuten die Power von mindestens 10 Leuten herauszuholen. Die Erfolgsfaktoren: Wir hatten eine Taktik, ein Teamgefühl und den Willen, unbedingt zu gewinnen.

Themen in drei Jahren Bundesvorsitz der Jungen Unternehmer

Im Wesentlichen habe ich die Themen, die ich zu Beginn meines Vorsitzes ankündigt habe zu bespielen, auch tatsächlich bespielt. Ursprünglich waren unsere Themen:

  • Europa: Ich halte Europa bis heute für eines der wichtigsten Themen, mit denen wir uns politisch befassen sollten. Leider versäumt es Deutschland in Europa eine Vorreiterrolle einzunehmen, in dem es eine Strategie entwickelt, den Menschen eine Perspektive aufzeigt. Wir haben dies mit unserer „Bratwurst against Brexit-Kampagne“ versucht. Auch wenn wir unser Ziel der Kampagne, den Brexit zu verhindern, verfehlt haben, war die Kampagne extrem erfolgreich.
    • Verfassung und Herausgabe des Buches „Statt Brexit: EUpgrade“ inkl. Erarbeitung einer konkreten Strategie und Inhalten für eine Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten.
    • Eine Konferenz mit Buchvorstellung in Berlin hat vor allem politisch für Aufmerksamkeit gesorgt und ermöglicht einen Wirtschaftsverband nun auch eine Akzeptanz für gesellschaftliche Themen
    • Eine aufmerksamkeitsstarke und kreative Kampagne in London. Und das darf ich voller Inbrunst sagen: Die eigene Freizeit dafür zu opfern um in London Bratwürste zu verteilen, dass bedeutet definitiv, die Komfortzone zu verlassen. Auch wenn es unheimlich Spass gemacht hat und knapp 20 Unternehmer dem Aufruf nach London gefolgt sind.
    • Im Rahmen des Presseawards haben wir einen Gewinn knapp verpasst, trotzdem noch einmal innerhalb des politischen Berlins für Furore gesorgt.
  • Digitalisierung: Da ich sonst so häufig auf das Thema eingehe, sei dies hier nur kurz erwähnt. Hier auch mehr zur Digitalisierung.
  • Generationengerechtigkeit: Bis auf sehr wenige Ausnahmen setzt sich niemand in Deutschland für das Thema Generationengerechtigkeit ein. Politiker verfolgen naturgemäß das Ziel der Wiederwahl. Im Wahljahr 2017 haben die Rentner die mit Abstand stärkste Wählergruppe dargestellt. Das hängt einerseits mit dem demographischen Wandel aber auch mit der stärkeren Wahlbeteiligung zusammen. Gibt es also keine Interessengruppen, die ein (in der Öffentlichkeit erscheinendes) Gegengewicht bilden, gäbe es Niemanden der die Interessen der jungen Generationen vertritt. Ständig steigende Renten ohne Perspektive für die zukünftige Generationen, stärkere Staatsverschuldung und keine tiefgreifenden Reformen in der überholten Rentenformel (Anpassung an Arbeitszeit an die Lebenserwartung) machen das Thema zu einem der akkutesten in Deutschland.

Ich konnte dieses Thema in diversen Talkshows und Zeitungsartikeln platzieren. Wenige Politiker (z.B. Linnemann, Spahn, Albsteiger) haben die Relevanz erkannt und lehnen sich gegen das „Establishment“ auf. Ich hoffe, dass es weiterhin eine starke Stimme gibt, die sich traut, sich mit den Rentnern anzulegen. Das ist übrigens wörtlich gemeint. Ich habe nicht nur Mailings, Briefe, Anrufe im Unternehmen sondern auch direkte Ansprachen in der Nachbarschaft von empörten Rentnern „kassiert“, die mir vorwurfen, Ihnen Ihr sauer verdientes Geld wegnehmen zu wollen.

Übrigens spielt in diesem Rententhema der Beamtenstatus und die Renten dieser privilegierten Gruppe eine ganz unrühmliche Rolle, der sich auch Niemand wirklich ernsthaft widmet (Das beißt sich die Schlange ja selbst in den Schwanz?)

  • Gründertum: Wirtschaftliches Wachstum und Dynamik durch Innovation entstehen nur, wenn es ausreichend innovative Neugründungen gibt. Damit es ausreichend innovative Neugründungen gibt, bedarf es eines entsprechenden Ordnungsrahmens, der in Deutschland im Moment nur unzureichend gegeben ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit massiv beschränkt wird, wenn es keinen Wettbewerb durch neue, innovative Unternehmen gibt.

Hierfür müssen wir (u.a.) unser Bildungssystem so gestalten, dass es mehr Unternehmer (ja: Die Person des Gründers ist entscheidend) produziert, steuerliche Anreize für die Investitionsbereitschaft von Eigenkapital setzen und bürokratische Hürden soweit herabsetzen, dass Unternehmertum wieder eine ernstzunehmende Alternative für die besten Köpfe dieses Landes ist. Deutsche Unternehmensgründungen bspw. aus der Digitalbranche spielen weltweit keine Rolle. Das wird sich auch nicht ändern. Ursache sind die vorher genannten Gründe.

Meine Erfahrung ist, dass die wenigsten Politiker das Thema „Gründer- und Unternehmertum“ massiv unterschätzen, weil das wirtschaftliche Verständnis fehlt. Die wenigsten Abgeordneten können wirklich die volkswirtschaftliche Relevanz einschätzen. Das liegt meiner Erfahrung nach hauptsächlich daran, dass die wenigsten Politiker in Spitzenpositionen (Landtag, Bundestag) überhaupt schon einmal in der freien Wirtschaft als Arbeitnehmer oder Arbeitsgeber gearbeitet haben.

Das sehe ich heute übrigens kritischer als vor 3 Jahren. Politiker zu sein, ist kein angenehmer Job, wenn man Ihn erst nimmt. Gut bezahlt ist er nicht. Und so schreit unsere (Neid-) Gesellschaft lieber lauthals auf, wenn Diäten erhöht werden, anstatt auch monetäre Anreize zu setzen um wirkliche Spitzenkräfte in die Politik zu bekommen. Stattdessen läuft es meistens umgekehrt. Politiker fangen nach Ihrer Karriere an, in der Wirtschaft zu arbeiten. Eigentlich sollte es umgekehrt sein. Karriere machen dann die Kühnerts dieser Welt…

  • Fachkräftemangel und Bildung: Das Dilemma des Fachkräftemangels in Deutschland ist eine riesige Herausforderung. Einerseits schön, weil die Arbeitslosenzahlen nach unten purzeln und wir nahezu Vollbeschäftigung in Deutschland haben. Andererseits wird die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen nicht nur durch steigende Energiepreise geschwächt, sondern auch durch fehlende Fachkräfte. Der Fachkräftemangel hat m.E. zwei wesentliche Ursachen:
  • Für hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland ist die Einwanderung nach Deutschland augenscheinlich nicht attraktiv genug. Wirkliche Offensiven der Bundesregierung gibt es bisher noch nicht. Deutschland bietet immer noch viele Vorteile, die allerdings schlecht vermarktet werden (die Vielzahl der hidden champions, die regionale Verteilung der Wirtschaft, die Verzahnung von Universitäten mit Forschungsabteilungen, die produzierenden Unternehmen usw.).
  • Das eigene Bildungssystem ist inzwischen vollkommen überholt und bedarf einer grundlegenden Reform. Ob unserer föderalistisches System noch weiterhin mit wettbewerblichen Aspekten begründet werden kann, möchte ich stark anzweifeln.

Hierneben habe ich mich u.a. für folgende weitere Themen eingesetzt: Familienpolitik und Elterngeld, Energiepolitik, Steuerpolitik, Chancengerechtigkeit, Staatsquote, Sicherheit.

Alle Erfahrungen, die ich hier beschrieben habe, kommen aus den persönlichen Gesprächen mit Politikern, Journalisten und Lobbyisten.

Übrigens habe ich meine Tätigkeit als Keynote-Speaker auch zum Wesentlichen meinen Erfahrungen als Vorsitzender der Jungen Unternehmen zu verdanken. Zum Artikel hier: Was ist ein Keynote-Speaker?

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Ich bin Premium Keynote-Speaker, Buchautor, Unternehmer und Berater. Mein Motto:  Veränderung geht nur über Schmerz oder Leidenschaft: Besser ist Leidenschaft- meistens ist es Schmerz. Mein Ziel: mehr Leidenschaft und Motivation bekommen. Das Thema Digitalisierung begleitet mit Leidenschaft seit über 20 Jahren meiner Leben. Du suchst nach einem Speaker, der dein Publikum begeistert? Du möchtest dein Business noch erfolgreicher weiterbringen? Ich freue mich auf Austausch! 

Hubertus Porschen