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China, ein innovativer Disruptor, ein Reich der Ideen

Von Jochen Röpke

Die wirtschaftliche Entwicklung ist ein hochdynamischer und komplexer Prozeß. Er setzt sich aus sogenannten Langen Wellen oder Kondratieffs zusammen, ein halbes Jahrhundert lang oder länger, techno-ökonomische Entwicklungen. China hat den Vorteil, das technologische Wissen für die Entfaltung langer Wellen von anderen, bereits höher entwickelten Ländern übernehmen zu können. „Bisher haben die Chinesen nur kopiert. Jetzt versuchen sie es mit eigenen Innovationen. Könnte die Weltwirtschaft bald aus dem Reich der Mitte heraus regiert werden“ (Hendrick Ankenbrand, Eigene Innovationen: China, Reich der Ideen, FAZ, 18.10. 2017).  China war ein Pionier und Meister der Imitation. Man vergleiche China mit einem afrikanischen Land wie Nigeria oder näher ökonomisch-technologisch-kulturell an China angesiedelt, mit Indien. Wo sind die Langen Wellen in Afrika, trotz Jahrzehnten von Entwicklungshilfe? Afrika lebt von Rohstoffen, zu deren Ausbeutung China beträchtlich beigetragen hat. China wendet sich jedoch von einer rohstoffintensiven Entwicklung ab.

Indien hat bis heute Probleme bei der Industrialisierung. Sein beträchtliches Wirtschaftswachstum ist primär auf die  Entwicklung von Dienstleistungen zurückzuführen, insbesondere der Informatik und Pharmazie. Afrika verdoppelt seine Bevölkerung bis zum Jahr 2050. In China sinkt sie. Woher soll das Wachstum kommen, fragt der Ökonom, der Wachstum aus einer Vermehrung sogenannter Inputs herleitet plus einem nicht erklärten Residium an „technischem Forschritt“, lineare Kausalität also. Die herrschende Meinung. Indien hat Arbeitskräfte en masse. Benötigt keine Zuwanderer. Ergebnis: siehe Abbildung. Die von der Regierung angeordnete Demonetisierung hat dazu beigetragen. Sie hat den informellen Sektor belastet und Importe aus China attraktiver gemacht. Wer die spontanen Entwicklungen eines Marktes (Hayek Wettbewerb als Entdeckungsverfahren) einschränkt, muß mit Einbußen an Wertschöpfung (an Freiheiten ohnehin) rechnen, in Indien ca. 2 Prozent geringeres Wachstum.

China investiert zuhause- der Westen nicht

China hat in alle(n) Langen Wellen massiv investiert. Auch für die noch in frühen Stadien sich befindenden Prozesse der Digitalisierung, Robotereinsätzen, künstlicher Intelligenz, in der Regel sich mit  etablierten Produktionsprozessen (etwa Automobilindutrie) und Dienstleistungsmärkten (etwa chinesische „Amazons“) verknüpfend. Geld wird vom Staat oder Banken für Neukombinationen oder Innovationen Unternehmern, auch staatlichen, zur Verfügung gestellt. Dies folgt der Schumpeterschen Betrachtung. Woher kommt das Geld für Investionen? Produkte müssen neu geschaffen werden. Einnahmen liegen in der Zukunft. Um zu investieren, benötigt das Unternehmen Geld in der Gegenwart. Woher nehmen? Kredite. Investmentbanken inklusive Weltbank und Internationaler Währungsfonds und Medien kritisieren  China: Überschuldung.

Im Westen erzeugen die Unternehmen Einnahmen, machen riesige Gewinne (man sehe sich die Kursentwicklung an)? Was tun damit? Investieren? Neue Märkte mit Innovationen schaffen? Geringer Anteil der Investitionen am Sozialprodukt. Die chinesische Regierung hat massiv interveniert, um den Kapitalabfluß ins Ausland einzugrenzen. Wir brauchen das Geld für Investionen zu Hause, nicht im Ausland, überwiegend zum Aufkauf ausländischer Unternehmen. Betrachten wir den Fall des Aufkaufs von Monsanto (Hersteller von Pestiziden und genverändertem Saatgut) durch die Bayer AG. 66 Mrd. Euro gibt Bayer aus. Bayer hat sich für einen Aufkauf entschieden, anstelle die Riesensumme in das eigene Unternehmen zu investieren.  China investiert in Lange Wellen:  Eisenbahn und Stahlindustrie, Chemie, Automobil, Computer. Deren Erfolg wird in westlichen Ländern (USA/EU) mit Wissensdiebstahl und Subventionen verknüpft. „.. denn das Land wird nach wie vor nicht mit Innovationskraft verbunden, sondern hat eher den Ruf einer gigantischen Falschfälscherwerkstatt“  (Hendrick Ankenbrand, Eigene Innovationen: China, Reich der Ideen, FAZ, 18.10. 2017). Die Überschrift macht deutlich, welches theoretische Konzept hinter ihr liegt, eigentlich Standard in westlichen Medien, Politik, teilweise auch in der Ökonomie. Innovationen macht man nicht selbst, sondern holt, klaut sie von anderen. Eine Unterscheidung zwischen Innovation und Erfindung, zwischen Innovation und ihrer Diffusion usw. erfolgt nicht. Bereits vor über 100 Jahren von Schumpeter, Vater der Innovationstheorie klargelegt (Theorie der wirtschaftlichen Entwicklungs, 1912). Deutsche und Japaner sind/waren wie die Chinesen Fälscher, Diebe. China hat in allen historischen Langen Wellen massiv investiert. Deren Erfolge werden in westlichen Ländern (USA/EU) mit Wissensdiebstahl und Subventionen verknüpft. „.. denn das Land wird nach wie vor nicht mit Innovationskraft verbunden, sondern hat eher den Ruf einer gigantischen Falschfälscherwerkstatt“  ( Hendrick Ankenbrand, Eigene Innovationen: China, Reich der Ideen, FAZ, 18.10. 2017).

Kommentar zum Artikel  „Eigene Innovationen“ aus der FAZ von Günter Blümel:

Kompass, Schwarzpulver, Schrift, Papier, Buchdruck, Nudeln, Porzellan, etc. pp. Die Chinesen sehen sich meines Wissens durchaus als kreative Erfinder [und Innovatoren] Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie an große alte Zeiten anknüpfen wollen. Neben der Motivation braucht man dann noch ein paar sehr kluge und innovative Köpfe, die von den vielen Betonköpfen nicht unterdrückt werden. Wo über 1.000 Millionen Willen sind, dürfte auch der eine oder andere Weg sein.

Im Eisenbahnbau (2. Kondratieff) hat China mittlerweile Weltspitze erreicht. Andere Länder in Ostasien, Südasien wie Indien, Afrika ohnehin, lassen ihre Eisenbahnnetze von China aufbauen, einschließlich Hochgeschwindigkeitszügen, etwa in Indonesien die Strecke Jakarta-Bandung. Man vergleiche China mit Deutschland, das Schwierigkeiten hat, das Eisenbahnwesen technologisch zu modernisieren und die Hemmnisse, denen Unternehmen wie Siemens (von Problemen sich saturierender Märkte wie Windenergie geplagt) gegenüberstehen. Im vierten  Kondratieff  herrscht die Mobilität, insbesondere das Automobil. 28 Millionen wurden 2016 in China hergestellt. Bis zum Jahr 2026 will ein chinesischer Autohersteller die Produktion von Diesel- und Bezinmobilen einstellen (siehe auch hier der Artikel zur elektrischen Zukunft). Das Ziel für elektrische Autos made in China sind 7 Millionen im Jahr 2025. Mobilität benötigt Infrastruktur, die zu finanzieren ist. Unternehmen und Staat verschulden sich, nehmen Kredite auf (Artikel zur Kreditaufnahme).

Massive Investitionen in China

China investiert in den Ausbau der Seidenstraße. Man vergleiche die Investitionen Deutschlands in den Verkehr. Anderes hat hier einen höheren politisch-demokratischen Rang. Die Vision von Staatspräsident Xi Jinping, die erstmals 2013 vorgeschlagen und im Oktober 2017 auf dem Parteikongress zur offiziellen Politik gemacht wurde und  die in der Verfassung der Kommunistischen Partei Chinas verankert sein soll, beinhaltet die Investition von 1,200 Milliarden US-Dollar für Eisenbahnen, Straßen, Häfen und Stromnetze im nächsten Jahrzehnt (so Morgan Stanley). Die Absicht ist auch, neue  Geschäftschancen für chinesische Firmen zu schaffen  und die wirtschaftliche Reichweite Chinas zu erweitern -obwohl die Route der Seidenstraße mehrere Konfliktzonen und einige der korruptesten Länder der Welt durchschneidet (Quelle: Fu Ying)

Während die Idee, China über den Handel entlang der Seidenstraße in die Welt hinauszutragen, Jahrhunderte alt ist, hat dieses Mal die wirtschaftliche Tragweite eine bessere Chance, die Geschicke der Entwicklungsländer entlang der Route der Seidenstraße zu verändern. Laut McKinsey & Co. hat das Vorhaben  das Potenzial, eine Region zu fördern, die zu 80 Prozent des globalen Wirtschaftswachstums beitragen und bis zum Jahr 2050 drei Milliarden mehr Menschen in die Mittelschicht einbringen könnte. Mehr dazu in der Huffington Post

Wer sich über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der beiden bevölkerungsreichsten Länder mit den höchsten Wachstumsraten, China und Indien, auf dem Laufenden halten will: es gibt aus der Sicht des Verfassers wenig Besseres als India Economic Times.

Neue Basisinnovationen 

Betrachten wir die jüngeren Langen Wellen, Computer, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Roboter. Im Vergleich zu europäischen Ländern und den USA erreicht China zunehmend Spitzenpositionen. Im Fernen Osten sind Roboter nahezu Standard, selbst  in der Pflege. Die Deutschen klagen und klagen: Zu wenig Pflegekräfte. Für ein Leben im Altenheim wird das Vermögen der Familie geopfert. Welche Medizin wird alten Menschen verschrieben? In Hongkong wandern Menschen nach China aus, um im Alter leben zu können. Im chinesischen Singapur sind Roboter in der Pflege nahezu Normalität.

Die  Digitalisierung durchzieht die Gesellschaft in China schneller  und tiefer als als im Westen. Die Lange Welle Informationstechnik gilt als fünfter Kondratieff. Sie ist mit allen früheren Langen Wellen verknüpft (Interkondratieff). Was kommt danach? Unterschiedliche Meinungen. Folgt man Nefiodow ist Welle 6 „Ganzheitliche Gesundheit“ ( https://www.kondratieff.net/der-sechste-kondratieff).Man Kann es anders sehen. Die demographische Alterung der Gesellschaft erzeugt zweifellos eine zunehmende Nachfrage und vom Staat alimentierte Ausgaben nach Gesundheitsleistungen (Mehr dazu Innovation in demographisch alternden Gesellschaften) Was tragen sie zur Wertschöpfung und lebenslangen Produktivität der Menschen bei? Der Anteil der Beschäftigten in der Gesundheitsbranche ist nicht unbedingt ein überzeugender Indikator. Der sechste Kondratieff evolviert in Digitalisierung und Dataismus, eine Implikation ist sicherlich „Gesundheit“. Dies sind aber nur erste Schritte der Evolution. Die Menschheit in den entwickelten Ländern mutiert, in der Regel unbeabsichtigt und gegen ethischen Widerstand  in ein Paradigma „Niemals Alt“. Eine Gesundheitsorientierung gibt es, seit es Menschen gibt. Ohne Steinzeitgesundheit würden wir nicht existieren. Die Wissenschaft ermöglicht jedoch eine zunehmende Ausweitung der gesunden Lebensspanne, die für einige, die es wollen, bis zur Unsterblichkeit reichen kann. Chinesen könnten eine Führungsposition übernehmen. Sie haben eine andere religiöse und kulturelle (daoistische) Tradition. Unsterbliche Menschen werden im Daoismus angestrebt, auch in seinen praktischen Lebensentwürfen gefördert (Was kann ich tun, um unsterblich zu werden?). Chinesische Kaiser wollten unsterblich werden. Die Langen  Wellen gehen Schritt für Schritt in eine andere ökonomische  Memetik über. (Meme gelten als kulturelle Gene). Selbstverständlich helfen Bio/Gentechnik/Künstliche Intelligenze, wenn sie moralisch und ethisch toleriert werden. Auch hier unterstützt die fernöstliche Weltanschauung, wenn sie nicht, von westlichen und US-geprägten Lebensweisen überlagert, zerstört wird (unschöpferische Zerstörung, überall zu beobachten).

Was gut und böse ist, das weiß noch Niemand: - es sei denn der Schaffende! – Das aber ist Der, welcher des Menschen Ziel schafft und der Erde ihren Sinn gibt und ihre Zukunft: Dieser erst schafft es, dass etwas gut und böse ist.

Nietzsche, Also sprach Zaratustra, 4,246f.

Chinas ökonomische Zukunft

Trotz Gesundheitskondratieff leben die Amerikaner ungesünder. Brauchen natürlich mehr Ressourcen und Menschen im System Gesundheit, die selbst geschaffenen Zivilistionskrankheiten zu begrenzen. Die traditionelle chinesische Medizin  gewinnt in der Praxis, weniger in der Wissenschaft Anerkennung. Pourquoi? Weil die sog. Schulmedizin bei chronischen, von der Lebenspraxis der Menschen erzeugten Krankheiten, nur bescheidene therapeutische Möglichkeiten bietet. Welche Medikamente helfen gegen Alzheimer? Chinesische (und indische) Heilkräuter und Vitalpilze tun es. Man kann China sehr unterschiedlich beobachten, je nach dem kulturellen, politischen und ökonomischen Gesichtspunkt, den man einnimmt. Objektivität gibt es nicht. Kulturelle, ideologsiche und theoretische Einstellungen beeinflussen die Auswahl und Interpretaion sog. Fakten. Man erfindet eine chinesische Welt, die mit den eigenen Anschauungen konform geht. Man studiere die Aussagen der deutschen und europäischen Handelskammern in China. Nichts Neues was sie sagen. Ausführlich bereits dargelegt im Buch „Reisen in die Zukunft kapitalistischer Systeme“, in dem die Ökonomik Chinas ausführlich dargestellt ist.

Unsere Sichtweise ist die Verknüpfung liberaler (Hayek, Popper) mit innovationstheoretischen (Schumpeter) Aussagen. Innovatives Unternehmertum ist in China hochentwickelt und relativ frei – verglichen mit westeuropäischen Ländern -, Neukombinationen auch radikaler Natur, durchzusetzen. In China laufen Dinge, die hierzulande nur schwierig oder verordnungsökonomisch und ethisch großen Einschränkungen unterworfen sind. Sämtliche Langen Wellen sind betroffen. Der Chef von Google (Alphabet) warnt vor China. Das Land will Weltmacht bei Künstlicher Intelligenz werden. Google habe  Künstliche Intelligenz unterschätzt. (Alexander Armbrunter, Google-Manager Eric Schmidt warnt vor China, FAZ, 2.11. 2017).Wir wissen nicht, ob chinesische Forscher und Entwickler die Beiträge von Ray Kurzweil und anderen zu Künstlicher Intelligenz, Transhumanismus und weiteren Radikalinnovationen lesen (www.kurzweil.net).

Chinesen sind, manche sagen leider, Meister der Nutzung von Wissen, der Verringerung des sog. Knowing-Doing-Gap, der Lücke zwischen Wissen und Tun. Wissen allein erzeugt keinen Wohlstand - und auch keine Gesundheit. Wissen ist anzuwenden, durchzusetzen.  Wohlstand läßt sich vielfältig erzeugen. Etwa durch ein Grundeinkommen. In Deutschland wird es für Flüchtlinge bereitgestellt. Deren Ausgaben sind keynesianische Multiplikatoren und fördern die Nachfrage nach Arbeit im Gesundheits-, Erziehungs/Ausbildungs- und Rechtssystem. Ende 2016 waren in Deutschland 1,6 Millionen Ausländer aus „humanitären Gründen“ registriert. (ausgenommen deutsche Menschen mit Migrationshintergrund). China ist ein großer Disruptor (Zum Begriff der Disruption). Man kann diese Prozesse als „Aufholen“ und „Kopieren“, wenn nicht gar als „Diebstahl“  bezeichnen, womit man oftmals, sogar regelmäßig, eine geringe  Innovationsneigung verbindet. Aus chinesischer Sicht sind die Aufholprozesse radikal. In anderen Ländern waren sie es genauso. Deutschland Ende des 19.Jahrhunderts. Den Pionier der Industriellen Revolution England  „kopiert“. Engländer wehrten sich, den Deutschen Wissen zu vermachen. Dann kommt Japan, beginnend mit der Meiji-Restauration (ab 1868), in der die Samurai eine unternehmerische Schlüsselrolle bei der wirtschaftlichen Modernisierung Japans spielen.

Frage an Psychologen: Welche Persönlichkeitsmerkmale machten Samurai zu Unternehmern? Welche Eigenschaften des Calvinismus machten Gläubige ökonomisch so erfolgeich (gibt Max Weber eine frühe Antwort)?

Von der ökonomischen Logik her war Japan ein Vorläufer von wenn nicht Vorbild für China (https://en.wikipedia.org/wiki/Meiji_Restoration#Industrial_growth). Und alles unter der Herrschaft eines Kaisers (demokratielos). Im Jahr 1872 gibt es in Japan 0,29 km Eisenbahnstrecke, 1914 sind es 11400 km. In China vergleichbar, 100 Jahre später. Hochgeschwindigkeitszüge sind Normalität in Japan und China.  Heute hat Japan eine führende Stellung in allen Industriezweigen und gilt als die älteste und gesündeste Gesellschaft. Nirgendwo arbeitet ein so hoher Anteil alter Menschen wie in Japan, viele als Gründer von Unternehmen aktiv. Die Gründung verlagert sich in immer ältere Menschengruppen (siehe Röpke, Lebenslanges Unternehmertum). Schauen wir auf Korea oder Taiwan. Ein ähnliches Bild. Imitieren, Einholen, Überholen. Samsung im Vergleich mit deutschen Handyproduzenten (Ich kenne keinen). Die Mobiltelefone von Apple werden von einer taiwanenischen Firma in China hergestellt. Jetzt kommt der chinesische Huawei. Von einer Lachnummer zum Weltführer. Und das geht weiter so. Gibt es in Deutschland eine vergleichbare High-Tech-Zone wie Shenzen ( nahe Hong Kong). Shanghai will kopieren, nicht Bremen. Die Entwicklung eine superintelligenten Smartphones von Huawei sehr schon geschildert in der FAZ, dort nachlesbar.

Hendrik Ankenbrand schildert  am Beispiel der Internetfirma Huawei, wie dort geforscht, entwickelt, innoviert wird. Er verweist auch auf Meinungen und Untersuchungen, die China hinsichlich Innovation weit hinter den USA und Deutschland sehen. Wir haben diese Untersuchungen nicht gelesen. Kritik an China ist Normalität. Alle „Fakten“ lassen sich subjektiv verstehen und auslegen. Auch und gerade aus westlicher Sicht. Warum sehen die Inder es total anders? Auch ein Schumpeterianer wie der Autor?

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/china-geht-mit-eigenen-innovationen-an-den-start-15246266.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0,FAZ 18.10 .

Alt bevor reich. Interne Migration und Innovation: der Weg von China

Für China oft behauptet. Daher eine Kurze Anmerkung zum Alter(n) der Menschen. In China und anderen Ländern im Fernen Osten mit vergleichbarer Kultur werden alte Menschen hochgeschätzt. Fast alle Länder in Ostasien, sehen sich einer stagnierenden Bevölkerung gegenüber. Also zu geringe Kinderproduktion. In China bis in jüngste Zeit die Vorgabe: nur ein Kind pro Familie. In Deutschland mehr, nicht viel mehr. Und viele Kinder sehen sich einer Armut gegenüber (hierzu:  Artikel Kinderarmut)
. Trotz stagnierender Bevölkerung ein überdurchschnittliches Wachstum. Wie ist das möglich? Widerspricht es nicht der herrschenden Sichtweise und Politik (etwa bezüglich Zuwanderung)? In Japan wurde der Chef der Regierung Shinzo Abe mit großer Mehrheit wiedergewählt, trotz Weigerung, mehr Zuwanderer ins Land zu lassen. In China ist Immigration nur in Grenzen möglich. Ausländische Fachkräfte in ausländischen Unternehmen. Fußballprofis. Wo kamen die Arbeitskräfte für die Industrialisierung her? Wie in Europa.  Vom Land, aus der Landwirtschaft.

Eine theoretische Anmerkung, muß leider sein. Produktivität und Ausweitung einer gesunden Lebensspanne sind primär bedingt durch reale (nicht finanzielle) Investitionen, seien es Unternehmen, sei es der Staat, seien es - unser Kernthema - die Individuen selbst. In allen sich entwickelnden Ländern vollziehen sich Migrationsprozesse. Die ökonomische Bedeutung bestimmter Industrien und Regionen verändert sich. Die Menschen wandern in andere Sektoren und Regionen. Schumpeter nennt es Neukombination der Ressourcen.  Historisch ausgeprägt war oder ist die Abwanderung aus der Landwirtschaft in industrielle Sektoren und zunehmend aus dem verarbeitenden Gewerbe in Dienstleistungsbranchen. Diese Vorgänge sind in Neukombinationsprozesse eingegliedert. Ohne Neuerungen bleiben die Arbeitskräfte dort, wo sie eingesetzt wurden. Der historisch erste dieser Vorgänge war der Übergang von einer Gesellschaft der Jäger und Sammler in eine sich graduell entfaltende Landwirtschaft.

Der umfassendste und weitreichendste dieser Vorgänge vollzieht sich gegenwärtig in China. Die Menschen sind dort über viele Jahre aus ländlichen Regionen in die Städte ausgewandert. Alte Menschen und Kinder blieben zurück. Für einige Beobachter war dieser Vorgang ein Schlüsselprozeß für den ökonomischen Aufstieg von China. Zwischen 1979 und 2015 wanderten 278 Millionen ländliche Arbeitskräfte in die Städte, ein „migrant miracle“, wie es genannt wird. Die Zuwanderer hielten die Löhne niedrig. Chinesische Unternehmen auch im Exportsektor konnten günstig produzieren. Staatliche Unternehmen vermochten sich Fehlallokationen und Ausgaben für Verschwendung und Korruption zu leisten. Dennoch konkurrenzfähig. Der Migration geschuldet? Bereits Laozi und Chuangzi beschrieben vor mehr als zwei Jahrtausenden den Grundsatz aller daoistischen Praxis:

„Das Alte verwerfen und das Neue aufnehmen.“

Über viele Jahrhunderte haben sich die Chinesen nicht daran gehalten und wurden mit Armut bestraft (ausführlich in Röpke & Xia, 2007). Würden die von Billiglöhnern überschwemmten Unternehmen das Gleiche produzieren wie vor 10, 50, 100, 500 etc. Jahren? Keine Chance für wettbewerbsfähige Angebote auf dem Weltmarkt. Aus der Innovations- und Evolutionsperspektive hat erst die Neukombination und der Aufbau von Fähigkeiten, auch bei den Landflüchtigen, den historisch ungewöhnlichen Anstieg von Wertschöpfung und Pro-Kopf-Einkommen (Anstieg von 1978 bis 2012 von 2.000 auf 8.000 Dollar) möglich gemacht. Die Wertschöpfung pro Kopf verglichen mit den USA und kaufkfraftgemessen stieg von zwei Prozent im Jahr 1980 auf über fünfundzwanzig Prozent im Jahr 2015. In Zahlen der Kaufkraftparität gemessen, hat China die USA überholt. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf der Bevölkerung stieg von acht Prozent auf 25 Prozent des Niveaus der USA in den vergangenen Jahren. Die Einkommen der ärmsten Vierzigprozent steigen pro Jahr um neun Prozent, stärker als die Einkommen der Mehrverdienenden (Jennifer Hughes, Short view, The Financial Times, 17. Dezember 2015). Dutzende von Büchern sind in jüngerer Zeit erschienen, welche den Niedergang Chinas prophezeien: The coming collapse of China. Erst alt bevor reich.Westliche Länder und der Internationale Währungsfonds machen sich Gedanken über den Rückgang des Wachstumsrate in China, auch mit 6.5 bis 7.0 die des Westens um ein Mehrfaches übertreffend. Der Migration geschuldet?

Die Wachstumsrate sinkt, arbeitsintensive Billigprodukte verlieren ihre Konkurrenzfähigkeit. Theoretischer Hintergrund ist die Theorie von Arthur Lewis, erstmals vorgestellt im Artikel "Development with Unlimited Supplies of Labour" (1954).  Manchester School of Economic and Social Studies, 22, 139–19. Nach Lewis haben Länder mit einem Arbeitsüberschuß einen komparativen Vorteil bei industriell erzeugten Gütern. Man darf sich fragen, warum dies in Griechenland oder Nigeria ( „Lösung“ Auswandern nach Deutschland) oder Brasilien nicht der Fall ist. Die Länder haben einen Arbeitsüberschuß (40 Prozent der jungen Griechen sind arbeitslos), leiden aber auch an einer „holländischen Krankheit.“ Ihr komparativer Vorteil liegt in Produkten der Natur, Rohstoffen, in Griechenland „Sonne und Meer“, sprich Tourismus.

Der Übergang in eine oftmals geforderte Dienstleistungswirtschaft vollzieht sich zwar rasch, die Transformation der chinesischen Wirtschaft ist jedoch eine andere: Erschließung neuer Potentiale der Wertschöpfung durch weitgehend von privaten Unternehmen initiierte Innovationen, fußend auf neu gegründeten Unternehmen. Chinesische Unternehmer agieren dabei aggressiver als ihre europäischen und japanischen Kollegen. Bereits Edward Tse ( China’s five surprises, Strategy & business, Resilience Report, Januar 2006) hat die Eigenschaften chinesischen Unternehmertums ausführlich geschildert. Ein neuerer Beitrag von Charles Clover, China. Start-ups, The Financial Tmes, 4. Januar, 2016, S.2) erläutert, wie Unternehmertum auch jenseits der Zentren Beijing, Shanghai, Shenzen gefördert wird, überall im Land neue Silicon Valleys entstehen (sollen). „I don’t see why in the future, China wouldn`t have 15 to 20 Silicon Valleys“, äußert ein Mitarbeiter von McKinsey. Ein Vorteil gegenüber westlichen Ländern ist die geringere Regulationsdichte und die Entscheidungsschnelligkeit in chinesischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen.

Der chinesische Führer , Chef der Regierung und Kommunistischen Partei, Xi Jinping – er gilt bei westlichen Kommentatoren als neuer Mao Tse Tung – sagt auf seiner Ansprache auf dem Parteikongress im Oktober 2017: „Vor hundert Jahren  brachte die Oktoberevolution  den Marxismus-Leninismus nach China. Von diesem Zeitpunkt an , hatte das chinesische Volk in der Partei einen Rückhalt (backbone) für seine nationale Unabhängigkerit, liberation, Wohlstand und Glück“ (zitiert aus  China’s latest revolutionary hero,  Tom Mitchell, The Financial Times,  21. October, 2017.).  Für Xi Jinping  ist China ein „Modell für Nationen, die ihre Entwicklung beschleunigen  und ihre Unabhängigkeit bewahren wollen“  Bei einem Besuch in Mexiko 2009 sagt Xi: „China exportiert keine Revolution, keinen Hunger oder Armut.Was wollt ihr mehr?“

India Economic Times  erläutert : Jane Perlez, Paul Mozur & Jonathan Ansfield, China’s technology ambitions may upset global trade order, India Economic Times, 9. November 2017 //economictimes.indiatimes.com/articleshow/61568554.cms?utm_source=contentofinterest&utm_medium=text&utm_campaign=cppst (Ob die Summen stimmen, wurde nicht überprüft; nach unserer Vermutung zu bescheidcn)

Als Ökonom sehen wir solche Aussagen gelassen. Was bietet China an Einsichten, welche die wirtschaftliche Entwicklung beschleunigen können?. Kurz zusammengefaßt: Innovation, Unternehmertum, Überwindung der Lücke von Wissen und Tun. That’s  all, folgt man entwicklungstheoretischen Überlegungen jenseits der herrschenden Wachstumstheorie.  Wie ein Land es umsetzt, ist eingebunden in seine kulturelle Geschichte, sein politisches und ökonomisches System. In Deutschland war es eine sog. Ordnungspolitik (weitgend verschwunden). Frankreich geht andere Wege. Was macht die EU?  Die Entwicklungsvorschläge aus dem sog. Lissabon-Vertrag sind gescheitert. Deutsche Firmen regen sich auf, daß sie in China behindert sind, sich frei zu entfalten.

Können wir mehr  von China lernen als China von uns?  Beispiel Huawei

Hendrik Ankenbrand schildert  am Beispiel der Internetfirma Huawei, wie dort geforscht, entwickelt, innoviert wird. Er verweist auch auf Meinungen und Untersuchungen, die China hinsichlich Innovation weit hinter den USA und Deutschland sehen. Wir haben diese Untersuchungen nicht gelesen. Kritik an China ist Normalität. Alle „Fakten“ lassen sich subjektiv verstehen und auslegen. Auch und gerade aus westlicher Sicht. Warum sehen die Inder es total anders? Auch ein Schumpeterianer wie der Autor?

Siehe hierzu auch der Artikel der FAZ zu China!

Der Elektronikkonzern Huawei aus der Technik-Metropole Shenzhen präsentiert sein Smartphone als Wundermaschine.  Apples iPhone X z hinter sich lassend.

Selbst vor fünf Jahren kannte Huawei außerhalb des Landes kaum jemand. Der Konzern aus Shenzhen hatte zwar rund um den Globus die Mobilfunknetze errichtet. Doch als Marke, die die Menschen in die Läden trieb, war der Name nicht existent. Und Shenzhen, die Stadt an der Grenze zu Hongkong, war bis 1980 ein Fischerdorf, bis Maos Nachfolger Deng Xiaoping es zum ersten Experimentierlabor des Kapitalismus machte. Heute ist die Stadt übersät mit Wolkenkratzern, in denen die Wohnungspreise mit New York mithalten.

Was lernen und tun?  Drei „Gebote“

  • Interveniere niemals in komplexe Systeme.
  • Beschränke niemals die Innovationsdynamik eines Systems.
  • Fördere die Evolution von Systemen

Ist China auf dem Weg, diese „Drei“ zu verwirklichen? Sie folgen dann einer in China uralten Tradition der Philosophie und Ethik des Daoismus. Mao hat sie nicht eingehalten. Deng Xiaoping hat es versucht. Ist Xi auf dem Weg dorthin? Niemand weiß es, Xi Jinping auch selbst nicht. „Ein Weg kommt zustande, in dem man ihn geht“ (Zhuangzi, 365 – 290 v.Chr.)

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Ich bin Premium Keynote-Speaker, Buchautor, Unternehmer und Berater. Mein Motto:  Veränderung geht nur über Schmerz oder Leidenschaft: Besser ist Leidenschaft- meistens ist es Schmerz. Mein Ziel: mehr Leidenschaft und Motivation bekommen. Das Thema Digitalisierung begleitet mit Leidenschaft seit über 20 Jahren meiner Leben. Du suchst nach einem Speaker, der dein Publikum begeistert? Du möchtest dein Business noch erfolgreicher weiterbringen? Ich freue mich auf Austausch! 

Hubertus Porschen